„Ein Herz, das liebt – Bhakti und Christentum im selben Strom“


Hare Krishna – Jesus Christus

Der Name hat Kraft. Im Namen ist Gegenwart. Im Namen wohnt das Geheimnis der Liebe.

Srila Prabhupada, der große Bhakti-Meister und Gründer der International Society for Krishna Consciousness, erklärte einmal, dass der Name „Christus“ (griech. von Χριστός (Christós), „der Gesalbte“) im Ursprung denselben Laut enthält wie der Name „Krishna“ – nämlich die Silbe „Krs“, die im Sanskrit für Anziehungskraft steht. „Krs“ bedeutet: Der, der alles anzieht.

Es gibt einen Strom, der durch alle Zeiten, Kulturen und Religionen fließt: der Strom der Gottesliebe. Wenn wir unsere Unterschiede für einen Moment zur Seite legen und aus der Tiefe unserer Erfahrung sprechen, dann erkennen wir: Bhakti und christlicher Glaube sind sich näher, als es auf den ersten Blick scheint.

In einer Welt, die oft zerrissen ist zwischen Rationalismus und religiösem Dogma, begegnen sich Bhakti-Yoga und das Christentum in der Dimension des Herzens – dort, wo das Göttliche nicht analysiert, sondern geliebt wird.

Die Liebe als Zentrum

Im Bhakti-Yoga steht die hingebungsvolle Liebe zu Gott im Zentrum – nicht als Konzept, sondern als gelebte Wirklichkeit. Krishna, als Verkörperung des Göttlichen, zieht das Herz des Bhakta an wie ein Magnet. Der Bhakta weint, tanzt, singt – alles im Dienst der göttlichen Liebe.

Ist das nicht genau das, was auch im Christentum geschieht? Jesus spricht vom „größten Gebot“: Gott zu lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und all unserer Kraft. Auch er lädt nicht zuerst zur Doktrin ein, sondern zur Liebesbeziehung. Seine Nähe zum Vater – „Abba“, der innige, persönliche Ausdruck für Gott – ist gelebte Bhakti.

Namen singen, Herzen öffnen

In der Bhakti-Tradition ist das Kirtan – das gemeinsame Singen der heiligen Namen – eines der machtvollsten Werkzeuge zur Gotteserfahrung. Es ist keine Pflichtübung, sondern Ausdruck ekstatischer Freude. Man verliert sich im Namen, um sich im Göttlichen wiederzufinden.

Auch im Christentum hat das Lobpreislied eine tiefe Kraft. Besonders in charismatischen und mystischen Strömungen ist das Singen nicht Beiwerk, sondern Brücke zur Gegenwart Gottes. Der Heilige Augustinus sagte: „Wer singt, betet doppelt.“

Gnade statt Leistung

Ein weiterer Punkt der tiefen Übereinstimmung: In beiden Wegen geht es letztlich nicht um religiöse Leistung, sondern um Gnade.

Im Bhakti-Yoga ist das Herz entscheidend – nicht, wie viele Schriften man kennt oder wie lange man meditiert. Es heißt: „Bhava Grahi Janardana“ – Gott nimmt das Gefühl im Herzen wahr, nicht die äußere Form.

Auch im Christentum ist es Gnade, die rettet – nicht Werke. Paulus schreibt: „Aus Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben – nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“

Beide Wege laden ein, sich hinzugeben – nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe.

Gott als Person

In vielen spirituellen Traditionen ist Gott ein abstraktes Prinzip – das „Eine“, das „Absolute“. Doch sowohl Bhakti als auch Christentum wagen etwas Radikales: Sie sprechen von Gott als Person, als Du.

Für den Bhakta ist Krishna ein Geliebter, ein Freund, ein Kind. Im Christentum ist Jesus der Freund, der Bräutigam, der Gute Hirte. Diese personalistische Dimension ermöglicht Intimität, Beziehung, Herzensnähe.

Das ist kein Rückfall in Kindlichkeit – es ist die höchste Reife des Herzens, wenn es sagen kann: „Ich liebe Dich.“

Ein Weg für das Herz der Welt

Unsere Zeit braucht eine Spiritualität, die nicht spaltet, sondern verbindet. Die nicht definiert, wer „drinnen“ und wer „draußen“ ist, sondern die das Feuer der Liebe in allen Wesen erkennt.

Bhakti und Christentum – zwei Wege, ein Ziel: die Rückkehr zum Ursprung, zum göttlichen Herzen.

Lasst uns nicht streiten über Namen, Formen oder Rituale. Lasst uns lieber gemeinsam staunen, weinen, beten – und singen. Denn wo die Liebe wohnt, dort wohnt Gott.

In dieser Liebe erkennen wir uns – jenseits von Ost und West, von Vedanta und Evangelium – als Kinder des Einen, der uns zuerst geliebt hat.

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